Historie

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08.10.1908
Eine Zeitung als Geburtshelfer

Sicher gab es im Jahr 1908 bedeutendere Ereignisse, für Meißen sind es aber zwei, die der besonderen Erwähnung und Würdigung bedürfen: Einmal war es die Fertigstellung der neuen Westtürme des Meißner Doms, die seitdem als Wahrzeichen die Stadt zieren. Zum anderen wurde unterhalb des Burgberges der Fußballsport für die Stadt an der Elbe entdeckt.

Am 24. September 1908 hatte sich Alfred Hamisch, ein kaufmännischer Angestellter aus der Firma A. Kuhnert & Co. den sehr geehrten Herrn Redakteur des "Meißner Tageblatt" gewandt und um die Veröffentlichung einer Proklamation. An mein (Sport-)Volk" gebeten, was der ehrenwerte Redakteur in Nr.229 jenes Blattes am 1. Oktober auch geschehen ließ.

Hamisch, ein eifriger Anhänger des noch jungen Fußballsports, den berufliche Gründe von Dresden nach Meißen überzusiedeln veranlasst hatten, zeigte sich sehr befremdete, dass es hier an jeglicher Gelegenheit fehlt "diesen anerkannt gesundheitsfördernden und wohl mit Recht auch beliebten Sport weiter zu betreiben" und er sei fest überzeugt, dass auch in Meißen viele junge Leute sind "die mit Freuden die Gelegenheit, Fußball spielen zu können, ergreifen würden" und so ist "der Gedanke der Gründung eines solchen Vereins ... wohl nicht ohne Weiteres von der Hand zu weisen".

Es war ein Donnerstag, als sich einige junge Männer abends gegen halb neun im Restaurant "Schlachthof" in der Meißner Poststraße trafen, heute ist dort der Parkplatz eines Supermarktes, und den Verein "Fußball- Club Meißen 08" gründeten. Neben dem Initiator Hamisch und seinen Kollegen Otto Linow und Max Klunker aus den Kuhnert - Werken traten weitere neun als Mitglieder dem Verein bei:

  • Hugo Goldberg
  • Erhart Preuss
  • Herbert Preuss
  • Paul Riesch
  • Fritz Papritz
  • Willy Findeisen
  • Artur Starke
  • Alfred Otto König
  • Martin Lenk

Dies geschah am 8. Oktober des Jahres 1908.

13.12.1909
Die Entstehung zum Mehrspartenverein

Bereits im November 1909 erörterte man mit dem "Athletenklub Germania" Meißen den Zusammenschluss - einerseits aus ökonomischen Erwägungen, andererseits, wie Schriftführer Klunker im Protokoll verrnerkte " nicht nur den unteren Teil des Körpers auszubilden, sondern den ganzen Körper zu trainieren". Ein entsprechender Beschluss wurde denn auch am 13. Dezember 1909 im Restaurant "Birnbaum" in die Tat umgesetzt.

Die Vereinigung erfolgte unter dem Namen des "Meißner Sport-Verein 08". Mit der Aufnahme von Leicht- und Schwerathletik wurde der Rahmen eines reinen Fußballvereins frühzeitig gesprengt.

1911 folgte dem MSV 08 mit "Guts Muts" Meißen ein weiterer Fußballverein, ein Zeichen für die wachsende Popularität dieser Ballsportart. Guts Muts spielte ebenfalls auf den der Stadt Meißen gehörenden Plätzen Schützenplatz und Ziegelwiese, bevor man sich einen eigenen Platz an der Fabrikstraße leisten konnte.

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15.08.1923
Endlich ein eigener Spielplatz

Viele Meißner hatten eine "Aktie" am neuen Sportplatz im Heiligen Grund erworben.

Was auf einem Turnplatz begann, konnte später auf dem Platz am Riesenstein (Lok-Platz), auf dem Schützenplatz (Juteplan) und dann doch noch auf der Jugendwiese fortgesetzt werden. Obwohl sich die Fußballer damals sehr sozial verhielten - um 1910 betrugen die Eintrittspreise 0,20 Pfennig pro Person, 10 Prozent des Gewinns gingen in die städtische Armenkasse, in die Jugendwohlfahrt und in die Kriegerfürsorge - haderten sie mehrfach mit den Stadtvätern. So zum Beispiel, als man, um eine weiträumige Absperrung des Spielplatzes zu vermeiden, fliegende Kassen einsetzen wollte lehnte dies der Stadtrat im Jahre 1914 ab. Der Fußball ist ein etwas roher Sport, den mit anzusehen nicht jedermann angenehm ist. bei der 'offenen Kassierung' werden auch vorübergehende Personen zur Kasse gebeten, denen dieser Sport widerstrebt"

Es dauerte geraume Zeit, bevor man sich einen eigenen Platz im Heiligen Grund bauen konnte. Am 8. Oktober 1921 erwarb man ein etwa 27.000 Quadratmeter großes Gelände und am 15. August 1923 wurde die Anlage übergeben, verbunden mit der Weihe eines Denkmals am Proschwitzer Weg für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Vereinsmitglieder. Der Spielplatz verfügte auch über eine 320 Meter lange Laufbahn mit erhöhten Kurven. Finanziert wurde das Ganze zum großen Teil mithilfe von Anteil - Scheinen, die an Mitglieder und Mäzene ausgegeben wurden.

07.10.1933
Die Kriegsjahre

Das Jahr 1933 brachte mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten mit der Gleichschaltung der Vereine (Übertragung des politischen Willens der Nazis auf die Einrichtungen des staatlichen und politischen Lebens) einige tiefgreifende Veränderungen. In der Folge vereinigten sich am 7. Oktober 1933 der MSV 08 mit Guts Muts unter dem neuen Narnen Meißner Ballspielverein 08" (MBV).
Neu war auch die Einteilung der Spielklassen. Die Gau-Liga entstand als höchste Spielklasse Deutschlands. Dort wurden nur die beiden Erstplatzierten der Ia-Klasse eingereiht: Der Dresdner SC und Guts Muts Dresden.

Der MBV spielte in der zweithöchsten Klasse, in der Bezirksklasse, die allerdings territorial größer dimensioniert war als die heutige Landesklasse.Das traf auch auf die Kreisklasse zu, in die die Meißner 1935 abstiegen.Dort traf man immerhin auf Mannschaften aus Freital, Gröditz, Röderau, Zeithain, Großenhain und Dresden. Der später ausbrechende Zweite Weltkrieg schlug tiefe Wunden in die Vereine und die Mannschaften wurden auseinandergerissen.

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01.10.1945
Vom schweren Wiederanfang

Die Mannschaft der BSG Bastfaser Meißen 1947/48.

Schon im Jahr 1945 begann sich wieder das Leben auf den Sportplätzen zu regen. In Meißen gründete sich die Antifaschistische Turn- und Sportgemeinschaft (ATSG), in deren Fußballsparte die Sportfreunde DirscherI, Richter, Ruppmann, Schlechte, Teichmann und Erich Welz die Männer der ersten Stunde waren. Die Meißner Fußballer spielten im Unterkreis Lößnitz (Raum Meißen, Coswig, Radebeul, Reichenberg, Dresden-Neustadt) eine führende Rolle - trotz häufig knurrenden Magens. Finanzielle Anreize hätten da kaum geholfen,aber ein vom Fleischer gespondertes Stullen-Paket schon sehr!

Woldemar Gerschler, vor dem Krieg Trainer des Dresdner Mittelstrecklers und Olympiasiegers Rudolf Harbig, gehörte zu den ersten Trainern in Meißen. 1948 wurde in der sowjetisch besetzten Zone der Deutsche Sportausschuss gegründet und mit ihm die Landes- und Kreisausschüsse. Die volkseigenen Betriebe mussten die Trägerschaft über die Betriebssportgemeinschaften (BSG) übernehmen, deren Namen wie Bastfaser,Keramik,Porzellan oder Flügelrad.

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01.01.1950
Die fünfziger bis siebziger Jahre

Sie spielten 1958 in der II. DDR-Liga. v.l.n.r.: Wüst (Trainer)|Ritter|Holtschke|Schuster|Weickert|Klingenberg|Wolf|Müller|Borrmann (Mannschaftsleiter) v.v.l.n.r: Kielbock|Ebeling|Scheil|Herrmann|Tempel|Krause

Wo heute mit dem MSV 08, Fortschritt Meißen-West nur zwei Vereine Fußballsport anbieten, waren es in den 50er Jahren im Stadtgebiet allein deren acht. Und alle hatten einen sehr guten Publikumszuspruch. Die Mobilität der Menschen war in den Nachkriegsjahren nur ganz schwach ausgeprägt und das Fernsehen steckte noch in den Kinderschuhen, also ging man zum Fußball. Chronisten berichten sogar von einemWettbewerb um einen Stadtpokal. 1954 gewann ihn Motor Meißen Kabelwerk durch einen 2:1-Sieg über Dynamo Meißen.

Die Breite in dieser Ballsportart vermochte aber zunächst keinen qualitativen Aufschwung zu vermitteln. Erst mit dem Spieljahr 1956/57 gab es wieder ein Hochgefühl in Meißen: Der Aufstieg der unter dem Namen "Chemie" spielenden und 1955 in Aufbau Meißen umbenannten Mannschaft in die 2. DDR-Liga, dritthöchste Spielklasse im Staate, war gelungen.

Trotz zwischenzeitlich guter Platzierungen reichte es 1961 nur zum 12. Platz, was den Abstieg in die Bezirksliga bedeutete. In der Folqezelt dümpelten die seit 1964 unter dem Namen Turn- und Sportgemeinschaft (TSG) spielenden Meißner zwischen Bezirksliga und -klasse hin und her. Etwas mehr Stabilität kehrte durch den am 15. Dezember 1967 erfolgten Anschluss der BSG Motor Meißen an die TSG ein, aber auch dieVerstärkung durch einen DDR-Auswahlspieler half nicht viel weiter. Matthias .Lotte" Müller war auf Geheiß der DDR-Oberen zur Bewährung in die Bezirksliga zurückgestuft worden.

Ein zweiter Platz in der Bezirksliga 1981 war da endlich wieder einmal ein gewisser Höhepunkt, zumal zur Spitze nur ein einziges Pünktchen gefehlt hatte - und das bekamen die Zittauer ausgerechnet am "grünen Tisch" zugesprochen.

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02.02.1989
Schneller Sprung nach oben

Eine sportpolitische Entscheidung des Fußballverbandes der DDR im Jahre 1989 mischte schließlich den Fußballsport in Meißen neu auf. Danach war die Auflösung aller zweiten Mannschaften der in der Oberliga spielenden Clubs beschlossen worden. Der Großteil der Spieler von Dynamo Dresden II schloss sich daraufhin der TSG Meißen, an und brachte zugleich die Zugehörigkeit zu 2. DDR-Liga, der zweithöchsten Spielklasse, mit. Meißen war urplötzlich wieder oberklassig. Nicht alle Mitglieder des Vereins waren von dieser Entwicklung begeistert, weil sie an der finanziellen Basis zweifelten und einen bevorzugten Mitteleinsatz beim Spitzenfußball fürchteten.

Der Start in der höheren Klasse verlief wenig ermutigend. Chemie Böhlen mit vierjähriger Oberliga-Praxis war der erste Gegner. Unter Führung ihresTrainers Frank Engel wiesen die Böhlener mit Spielern wie Frank Baum, Dieter Kühn, Uwe Ferl oder Steffen Hammermüller den Neuling in die Schranken. Für die TSG Meißen waren seinerzeit aufgelaufen: Wolfram Lorenz, Thomas Rettig, Andre Kulke, Uwe Scholz, Frank Zücker, Jörg Prasse, Mario Kreibich, Bernd Fritzsche, Maik Franke, Thomas Tillig und Uwe Stolze.

Da auch das zweite Spiel bei Chemie Leipzig verloren ging, warfTrainer Bernd Jakubowski frühzeitig das Handtuch. In der darauf folgenden Partie, ein Pokalspiel gegen den Oberligisten Chemie Halle, saß Rainer Sachse auf der Trainerbank, um dann Udo Schmuck Platz zu machen. Mit ihm kam nicht nur ein in Auswahl- und UEFA-Pokalspielen erprobter Praktiker, sondern auch ein einfühlsamer Fußball-Pädagoge, der die jungen Spieler, assistiert von Ex-Dynamo-Spieler Rainer Sachse, nach 15 Spieltagen noch vor Zwickau und Aue an die Tabellenspitze brachte. In jenem Jahr durfte die TSG allerdings noch bis zu zwei Spieler je Partie aus Dynamos Oberligatruppe einsetzen.So kam es, dass so renommierte Kicker wie Sven Kmetsch, Rocco Milde, Mario Kern, Andreas Diebitz oder Thomas Ritter, die später auch in der Bundesliga aufliefen, den Meißner Rasen adelten. Drei von ihnen, nämlich Kern, Kmetsch und Milde, nahmen gern die einmalige Gelegenheit wahr, sich dort vorzustellen.

Die TSG Meißen durfte am 17. Januar 1990 beim Bundesligisten VfL Bochum im Ruhrstadion antreten. Man verlor dort zwar erwartet mit 0 :6, doch das Erlebnis und die erstmalige Begegnung mit waschechten Profis konnten das nicht schmälern.

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02.06.1995
Die Wendezeit

Frauenmannschaft des SV Blau-Weiß.

Mit dem wirtschaftlichen Niedergang vieler volkseigener Betriebe oder ihrer Umstrukturierung nach der politischen Wende brach für die Sportvereine die finanzielle Basis weg. Eigeniniativen waren gefragt und sparsames Wirtschaften. Das mag einer der Beweggründe gewesen sein, dass sich die Fußball-Abteilung der TSG Meißen, mit Ausnahme des jüngeren Nachwuchses, aus dem Verein löste und am 2. Juli 1991 den "Fußball Club Meißen" gründete. Die TSG ihrerseits nahm diese Veränderung zum Anlass für die Umbenennung in den traditionsreichen Namen "Meissner Sport-Verein 08". Aber nur wenig später waren juristische wie finanzielle Gründe der Auslöser für die Annahme des Namens "SV Blau-Weiß". Beim FC Meißen hatte man sich die Zusage von Landrätin Renate Koch für die Präsidenten-Kandidatur eingeholt, doch kurz vor der Wahlversammlung erfolgte ihr Rückzug. Für sie sprang ihr Dezernent Dr. Helmut List in die Bresche. Die Trennung des Nachwuchses (Blau-Weiß) von seiner eigentlichen Perspektive beim Fußball-Club erwies sich auf Dauer nicht haltbar und am 2. Juni 1995 schlossen sich beide Vereine wieder zusammen zum Meissner Sport-Verein 08. Es half aber nichts. 1997 musste der MSV 08 aus der Oberliga absteigen.

In diese Zeit fiel auch eine weitere interessante Entwicklung in der Meißner Fußball-Szene. 1994 fanden sich bei Blau-Weiß Meißen zunächst nur sieben, dann aber bis zu 20 Frauen und Mädchen zusammen - sie einte die Lust auf Fußball. Ulrich Heinitz nahm sich ihrer an und trainierte die Gruppe, die schon im Jahr darauf unter die Fittiche des MSV 08 wechselte. Später übernahm Uwe Rimkus den Trainer-Posten und die Mannschaft bekam allmählich Profil. 1998 kam ein erster Höhepunkt mit dem Gewinn des Bezirkspokals. Ihm folgte 1999 der Titel des Bezirksmeisters.
Diese Erfolge ließen bei den Fußball-Damen den Entschluss reifen, sich in einem eigenen Verein zu verselbstständigen. Es entstand die "Sport- und Spielvereinigung 2000" welche bis zum Jahr 2017 bestand hatte und dann in die Reihen des SV Fortschritt Meißen-West aufgingen.

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11.09.2010
Endlich ein Kunstrasenplatz

Unsere jüngsten Kicker beim Spatenstich.

Der erste Spatenstich für das Projekt Kunstrasen und der damit erfolgte Auftakt für die Umgestaltung des einstigen Hartplatzes erfolgte Ende Mai. Die Bauarbeiten umfassten den Austausch der Spieloberfläche mit Kunstrasen, den Bau eines Ballfangzaunes, sowie einer Flutlichtanlage und der Ausstattung mit sechs Toren.

Gefördert wurde das Ende Mai begonnene, insgesamt 600000 Euro teure Projekt vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (Efre). Die Stadt steuerte 25 Prozent Eigenanteil bei.

Am 11.09.2010 war es endlich soweit. Oberbürgermeister Olaf Raschke übergab symbolisch einen Ball an den Meissner Sport-Verein 08. Die jungen Kicker hatten sich zu einem kleinen Fußballturnier eingefunden und diese dürfen sich ab sofort über bessere Trainings- und Wettkampfmöglichkeiten freuen.

Auch soll der durch das Dresdner Landschaftsarchitekturbüro „Grünzeug“ entworfene Platz den Schulen optimalere Bedingungen für den Schulsport bieten.